Klein ganz groß
Einzelstücke 2020 präsentiert von den Heidelberger Theatertagen
21. September 2020
Text: Matthias Paul, Kai Sauter, Heinrich Santen
Seit 25 Jahren zeigen die Heidelberger Theatertage, was die deutschsprachige Freie Theaterlandschaft zu bieten hat: Freie Theaterensembles aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und dem deutschsprachigen Ausland haben ihre Arbeiten auf diesem Festival präsentiert. Damit haben sie nicht nur Jahr für Jahr das Publikum begeistert, sondern auch immer wieder neue Formen, Wege, Trends und kreative Impulse in die heimische Theaterlandschaft getragen.
In diesem Herbst wird es wieder genauso sein – aber auch ganz anders! Theaterabende mit großer Besetzung zu zeigen, ist in diesem Jahr aufgrund der Pandemie-Verordnung auf keiner unserer traditionellen Theatertage-Bühnen möglich. Viele Freie Ensembles und auch die meisten Amateurtheatergruppen können aktuell nicht einmal proben. Die Heidelberger Theatertage, wie wir sie kennen, können unter diesen Bedingungen nicht veranstaltet werden. Und doch ist es uns gerade jetzt umso wichtiger, zu zeigen, was für großartige Theaterkunst dennoch möglich ist. Wie viel kreative Vielfalt und hohe künstlerische wie handwerkliche Qualität die Freie Szene noch in den reduziertesten künstlerischen Formen auf die Bühne bringt.
So ist aus der aktuellen Situation ein spannender Programmschwerpunkt entstanden: Die Heidelberger Theatertage präsentieren Monologe, Einpersonenstücke, Solospiele, die den Publikumsblick voll auf diese eine Person auf der Bühne fokussieren. Ensembles aus Berlin, Dortmund, St. Vieth, Karlsruhe und auch Heidelberg zeigen im Saal des Karlstorbahnhofs in Literatur- und Filmadaptionen, in aktuellen und brisanten Stückentwicklungen und klassischen Monodramen, wahre „Einzelstücke“ des Freien Theaters!
Und auch der Heidelberger Theaterpreis erfährt in diesem Jahr eine Umwidmung, denn ein Pandemiejahr ist kein Jahr für Wettbewerbe. Freischaffende Künstler*innen hat der Shut-Down besonders hart getroffen. Vorstellungen und Gagen entfielen ersatzlos und auch die ersten Lockerungen brachten nur wenig Besserung, denn noch immer fehlen Auftrittsmöglichkeiten und Proben sind nur eingeschränkt möglich. Das Preisgeld des Heidelberger Theaterpreises wird darum in diesem Jahr paritätisch als Gage an alle auftretenden Künstler*innen ausgezahlt. Ein Novum in der Festivalgeschichte. Und ein Signal des Zusammenhalts, denn der funktioniert auch mit Abstand.