Über 70 aktuelle Kinoproduktionen, zahlreiche internationale Filmgäste, Partys und Performances: Das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg (IFFMH) feiert vom 7. bis 17. November seine 73. Ausgabe. Festivalbesucher*innen können wieder neue Filme internationaler Regietalente sowie grenzensprengende Werke bekannter Meister*innen des Fachs entdecken – vielfach als Deutschlandpremiere.

Im internationalen Wettbewerb „On The Rise“ laufen unter anderem Produktionen aus Marokko, Indien und Georgien – Länder, die gegenwärtig einige der spannendsten Filmproduktionen hervorbringen. Die Retrospektive ist in diesem Jahr dem Thema „Körper im Film“ gewidmet und hält einige Klassiker und echte Wiederentdeckungen bereit. Gezeigt werden 12 Werke vom Stummfilm bis heute – vom frühen Slapstick Buster Keatons bis hin zu digital erschaffenen Körpern im modernen Science-Fiction-Kino.

Begleitend zur Retrospektive findet am 16. November ein für alle offenes Podiumsgespräch im Karlstorbahnhof statt. Zu Gast sind die Künstlerin, Kuratorin und Autorin Moshtari Hilal, die das vielbeachtete Buch „Hässlichkeit“ geschrieben hat, und der Mannheimer Schauspieler und Autor Samuel Koch.

Auch für ein junges Publikum ist einiges geboten: Das Junge Filmfest des IFFMH zeigt sieben internationale Filme – vom weihnachtlichen Animationsfilm für Kinder ab 3 Jahren bis hin zum Coming-of-Age-Drama für Jugendliche. Vier davon laufen im Saal hier im Karlstorbahnhof. Ein weiteres Highlight im Karlstorbahnhof ist die Lesung des renommierten Kinderbuchautors Alex Rühle am 17. November, der aus seinem neuen Buch „Zippel macht Zirkus” über das berühmte Schlossgespenst vorliest.

Über die Kinoleinwand hinaus präsentiert das 73. IFFMH wieder ein vielfältiges Rahmenprogramm: So legt Lars Eidinger am 8. November als DJ im Karlstorbahnhof auf. Tänzer*innen von InterActions überraschen das Publikum mit Choreografien zu ausgewählten Filmen und die Regisseurin und Drehbuchautorin Lynne Ramsay spricht in der Masterclass, einem offenen Werkgespräch, am 10. November über ihre Haltung, ihr Engagement und ihr gesamtes Werk. Die Sektion „Facing New Challenges“ zeigt außerdem Videokunst im urbanen Raum: Im neuen Wavehouse Heidelberg direkt neben dem Karlstorbahnhof können Besuchende zwischen dem 8. und 10. November eine 30-minütige Videoarbeit von Bassam Issa Al-Sabah und Jennifer Mehigan ansehen und im Karlstorbahnhof ist eine Videoinstallation der belgischen Künstlerin Saddie Choua aus dem Jahr 2018 zu erleben:

Today is the shortest day of the year but somehow hanging around with you all day makes it seem like the longest. Peverse Decolonization.

Videoinstallation: 31 Minuten im Loop, 2018, Saddie Choua
Sprachen: Englisch, Französisch

Saddie Chouas Videoinstallation ist eine ebenso verspielte wie radikale Dekonstruktion von Körperbildern des Kinos. „Meta-dokumentarisch“ nennt Choua ihre Methode, mit der sie hier zentrale Werke der Filmgeschichte zusammenbringt: Chantal Akermans feministisches Meisterwerk „Jeanne Dielman“, die Doku-Exploitation Leni Riefentstahls und „Black Girl“ des senegalischen Regisseurs Ousmane Sembène, der in diesem Jahr auch in der IFFMH Retrospektive zu sehen ist. Die Arbeit versetzt uns mitten hinein in die (Film-)Geschichte und schafft durch Brüche und Humor Raum zum Nachdenken.

Die Installation kann zu den Öffnungszeiten der Festival-Lounge bei uns in der Zentrale an allen Festivaltagen jederzeit besucht werden. Sie ist täglich ab einer Stunde vor der ersten Nachmittagsvorstellung geöffnet.

Ergänzend dazu hält am 15. November um 18 Uhr die marokkanische Filmhistorikerin und Kuratorin Rim Mejdi einen Vortrag über Frauen im postkolonialen Kino. Der Vortrag findet auf Englisch statt.